Bei Atherosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung, verengen sich fortschreitend wichtige Blutgefäße, weil sich an ihrer Innenseite Fette, Kalk und abgestorbene Zellen ablagern. Diese sogenannten atherosklerotischen Plaques entzünden sich und dehnen sich weiter aus, es drohen schließlich Herzinfarkt und Schlaganfall. Dr. Kai-Uwe Jarr, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), geht der Frage nach, wie das körpereigene Immunsystem für die Therapie der lebensgefährlichen Gefäßverengungen rekrutiert werden könnte. Sein Ziel ist es, neue Behandlungsansätze zu entwickeln, um Herzinfarkt und Schlaganfall vorzubeugen. Die Corona-Stiftung fördert den Aufbau seiner eigenen Forschungsgruppe zum Thema „Immuntherapie bei Atherosklerose“ an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg über einen Zeitraum von fünf Jahren mit einer Million Euro.
Atherosklerose ist aufgrund ihrer gravierenden Folgen die weltweit häufigste Todesursache, obwohl wichtige Risikofaktoren wie ein hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck mit Medikamenten beeinflusst werden können. Viele biologische Mechanismen der Erkrankung sind bisher noch nicht verstanden. „Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Müllabfuhr des Körpers, bestehend aus Fresszellen des Immunsystems, bei Atherosklerose Ablagerungen sowie erkrankte und sterbende Zellen nicht richtig erkennt und beseitigt. Das ist ein wesentlicher Faktor für einen lebensbedrohlichen Verlauf der Erkrankung“, sagt Dr. Jarr.
Atherosklerotische Plaques werden in der Regel von einer schützenden Schicht aus Bindegewebe bedeckt. Reißt diese Schicht jedoch ein, lockt das Blutgerinnungszellen (Thrombozyten) an, um den Riss zu reparieren. Das entstehende Blutgerinnsel verstopft die ohnehin schon verengten Gefäße, was bei Herzkranzgefäßen zum Herzinfarkt führt. Löst sich das Gerinnsel und gelangt mit dem Blutstrom zum Beispiel ins Gehirn, kommt es zum Schlaganfall.
Neue Hoffnung durch Immuntherapie aus der Krebsbehandlung
Dr. Jarr und sein Team möchten besser verstehen, warum Makrophagen, die „Fresszellen“ des Immunsystems, die erkrankten Zellen nicht beseitigen, welche Mechanismen hierbei gestört sind und wie man diese Schwachstelle therapeutisch beeinflussen könnte. „Wir hoffen, über gezielt eingesetzte Appetithäppchen das gestörte Fressverhalten von Makrophagen zu reaktivieren und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern“, so der Kardiologe. Einen innovativen Ansatz bieten bestimmte Krebsmedikamente, sogenannte Immuntherapien: „Unsere Forschungsarbeiten zeigen erstmals den potenziellen Nutzen einer gezielten Immuntherapie bei Gefäßentzündungen. Jetzt gilt es, in weiterführenden Studien unser Wissen über die Zusammenhänge zu vertiefen und diesen Behandlungsansatz weiter auszuarbeiten“, so Dr. Jarr.
Über die Corona-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Das Förderprogramm „Nachwuchsforschungsgruppe Kardiovaskuläre Erkrankungen“ der Corona-Stiftung ist eine personenbezogene Förderung für promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich während des Förderzeitraumes von fünf Jahren auf eine Leitungsposition vorbereiten möchten.
Weitere Informationen
- https://jarrlab.owlstown.net
- https://www.deutsches-stiftungszentrum.de/aktuelles/2024_10_23_corona-stiftung_nachwuchsforschungsgruppe
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-innere-medizin-krehl-klinik/innere-medizin-iii-kardiologie-angiologie-und-pneumologie
Wissenschaftliche Ansprechpartner
Dr. med. Kai-Uwe Jarr
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie
(Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Norbert Frey)
Universitätsklinikum Heidelberg
Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg
Tel. 06221 56-8676
E-Mail: kai-uwe.jarr@med.uni-heidelberg.de
https://medizin-aspekte.de/zellwachstum-neue-erkenntnis-zur-aktivierung-152504/