Im Hinblick auf die Interleukin(IL)-6-Rezeptorblockade mit Tocilizumab rückt bei der Therapie der Rheumatoiden Arthritis (RA) vor allem ein Aspekt immer stärker in den Fokus: der Einsatz des IL-6-Rezeptorblockers als Monotherapie bei DMARD Unverträglichkeiten oder unzureichender Wirksamkeit von DMARDs. Die auf dem DGRh 2011 vorgestellten Studienergebnisse zeigen, dass Tocilizumab als einziges Biologikum in der Monotherapie eine vergleichbare Wirksamkeit wie in Kombination mit Methotrexat (MTX) [1] hat. Gegenstand der Diskussionen ist auch das erhöhte kardiovaskuläre Risiko bei RA-Patienten und der mögliche positive Einfluss von Biologika auf Risikofaktoren.
Ziel bei Behandlung der RA ist es, schnellstmöglich eine Remission zu erreichen – im ersten Schritt mit einem Basismedikament und bei unzureichender Wirksamkeit durch die Kombination mit einem Biologikum. „Dies entspricht nicht der klinischen Realität“, wendete Prof. Ulf Müller-Ladner, Bad Nauheim, anlässlich eines Satelliten-Symposiums der Roche Pharma AG und Chugai Pharma Marketing Ltd. ein und erläuterte: „In etwa 30 % der Fälle entwickeln Patienten Unverträglichkeiten auf ein oder mehrere DMARDs und benötigen dann eine Biologika-Monotherapie [2].“ Diese Patienten leiden dabei besonders häufig z.B. unter Störungen des Magen-Darm-Trakts, Blutbildveränderungen und Nierenfunktionsstörungen.
TNF-alpha-Blocker haben in der Monotherapie im Vergleich zu MTX bislang keinen Vorteil im Hinblick auf das ACR-Ansprechen erzielen können.
DMARD-Unverträglichkeiten: Tocilizumab-Monotherapie?
Aktuelle Real-Life-Daten der Phase-IIIb-Studie ACT SURE legten bereits beim diesjährigen EULAR-Kongress nahe, dass Tocilizumab in der Monotherapie eine vergleichbar hohe Wirksamkeit zeigt wie in der Kombination mit MTX [3]. Mit der Phase-III-Studie ACT RAY konnte diese Erkenntnis gefestigt werden [1]: Demnach erzielt Tocilizumab in der Monotherapie vergleichbare Ergebnisse wie in Kombination mit MTX – dies sowohl im Hinblick auf die Remission nach DAS28 als auch gemessen anhand der ACR20/50/70/90-Raten. „Die Kombination zeigt keinen Vorteil“, bewertete Müller-Ladner die Ergebnisse dieser Studie und damit auch die Möglichkeiten für einen Einsatz im praktischen Alltag. Auch anhand einzelner Parameter wie Schmerz oder geschwollene und schmerzhafte Gelenke konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. „Die Kurven laufen genau parallel. Es ist also kein Effekt einer Berechnung, sondern ein Klasseneffekt“, schloss der Rheumatologe.
Kardiovaskuläres Risiko: Welchen Einfluss haben Biologika?
Die RA wird mehr und mehr als Systemerkrankung verstanden, die mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Extraartikuläre Krankheitsmanifestationen der RA sollten dadurch stärker in das Zentrum der diagnostischen und therapeutischen Anstrengungen rücken. Aufgrund der ähnlichen Pathogenese im Hinblick auf die Zytokin-Konstellation von Atherosklerose und RA ist die Rheumatoide Arthritis u.a. für eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität verantwortlich. „Gemäß den EULAR Empfehlungen muss die Einschätzung des kardiovaskulären Risikos für Patienten mit RA mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden“, erklärte Prof. Hans-Peter Tony, Würzburg. Zu den Risikofaktoren für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse zählen neben IL-6 vor allem ein hoher CRP-Wert.
Laut Tony scheint sich eine anti-entzündliche Therapie günstig auf das kardiovaskuläre Risiko auszuwirken, wie Messungen der arteriellen Gefäßsteifigkeit als Surrogatparameter vermuten lassen [4]. Es konnte gezeigt werden, dass der IL-6-Rezeptorblocker in Monotherapie zu einer signifikanten Reduktion der arteriellen Gefäßsteifigkeit nach 24 Wochen führt (p < 0,05). Inwieweit Biologika wie Tocilizumab einen positiven Einfluss auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit von RA-Patienten haben, muss Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein.