Arbeitsunfähigkeitsversicherung – wer braucht so was?

Berufsunfähigkeitsversicherung

Wenn eine schwere Erkrankung das Leben plötzlich auf den Kopf stellt, ist es gut zu wissen, dass zumindest die finanziellen Folgen abgesichert sind. Ein Herzinfarkt beispielsweise macht häufig eine Operation notwendig, die anschließende Reha zieht sich hin. An Arbeiten ist für längere Zeit nicht zu denken. Das bringt nicht nur gesundheitliche Einschränkungen mit sich, sondern zieht meist auch finanzielle Probleme nach sich. Deshalb ist es wichtig, solche Fälle entsprechen mit einer Versicherung abzusichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt jeden Monat eine Rente, wenn jemand nicht mehr arbeiten kann. Darüber hinaus ist es auch möglich mit einer Zusatzklausel die Arbeitsunfähigkeit bei längerer Krankheit zu versichern. Doch wann ist das sinnvoll?

Was ist mit der Arbeitsunfähigkeitsversicherung abgesichert?

Die Verwendung der beiden Begriffe Arbeitsunfähigkeitsversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung erfolgt sehr häufig synonym. Doch genau genommen gibt es keine spezielle Arbeitsunfähigkeitsversicherung, die jemand als eigene Versicherung abschließen kann. Sie ist immer Bestandteil der Berufsunfähigkeitsversicherung in Form einer Klausel.

Wer aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, erhält Zahlungen der Berufsunfähigkeitsversicherung. Dafür ist es notwendig, mithilfe medizinischer Unterlagen die dauerhafte Unfähigkeit zur Berufsausübung nachzuweisen. Erst wenn die Versicherung davon überzeugt ist, dass tatsächlich Berufsunfähigkeit vorliegt, zahlt sie die vertraglich vereinbarte Rente.

Viele Berufsunfähigkeitsversicherungen enthalten eine Klausel, die die Arbeitsunfähigkeitsversicherung beinhaltet. Es handelt sich nicht um eine eigene Versicherung, sondern lediglich um einen frei wählbaren Baustein des BU-Vertrags. Dann bezahlt die Versicherung schon bei länger dauernder Krankheit jeden Monat Geld in Höhe der BU-Rente. Diese Rentenzahlungen sind zeitlich befristet auf 18 bis 36 Monate, je nach Ausgestaltung des Versicherungsvertrags. Wer wieder gesund ist, erhält dieses Geld nicht mehr.

Welche Vor- und Nachteile hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Fast jeder Deutsche hat eine Haftpflichtversicherung und eine Hausratversicherung, die Schäden am eigenen Vermögen abdecken. An die Absicherung der eigenen Arbeitskraft und die Sicherung der eigenen Existenz denken die Wenigsten. Dabei ist Experten zufolge gerade die Berufsunfähigkeitsversicherung eine besonders wichtige Versicherung für alle Berufsgruppen. Statistisch liegt das Risiko berufsunfähig zu werden vor dem Rentenalter bei etwa 40 Prozent. Dennoch hat nur jeder Vierte eine entsprechende Absicherung. Vielen ist bewusst, dass sie diese Versicherung brauchen. Sie zögern allerdings die Entscheidung immer wieder hinaus oder sichern sich gar nicht ab. Wer sich die Vor- und Nachteile näher betrachtet, wird feststellen, dass sich die BU-Versicherung lohnt.

Was spricht für den Abschluss einer BU-Versicherung?

Ein wesentliches Argument für die BU-Versicherung ist die allgegenwärtige Gefahr, dass die eigene Arbeitskraft ausfallen könnte. Das Arbeitseinkommen ist bei den meisten Menschen die wichtigste Einkommensquelle, um alles zum Leben zu bestreiten. Häufig ist die ganze Familie von einem Einkommen abhängig. Fällt dieses regelmäßige Einkommen aufgrund von Berufsunfähigkeit weg, droht der soziale Abstieg. Der Staat zahlt zwar eine Erwerbsminderungsrente, doch diese ist so niedrig, dass die Wenigsten wirklich davon leben können. Oft genug ist es gerade noch die Hälfte des bisherigen monatlichen Nettoeinkommens. Damit lässt sich der gewohnte Lebensstandard nicht halten. Wer nicht ausreichend privates Vermögen hat, beispielsweise Einnahmen aus Vermietung oder Kapitalanlagen, ist mit einer BU-Versicherung effektiv gegen das Risiko des sozialen Abstiegs geschützt.

Leistungen schon bei 50 Prozent Berufsunfähigkeit

Bei den meisten BU-Versicherungen ist ein Leistungsanspruch bereits ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit gegeben. Wer nach einer schweren Erkrankung oder einem Unfall quasi nur noch mit halber Kraft arbeiten kann, bekommt dennoch die BU-Rente in voller Höhe, ohne weiter die Beiträge zahlen zu

Bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente liegt ein anderer Prozentsatz zugrunde. Als berufsunfähig gelten Menschen erst, wenn sie nur noch drei Stunden am Tag oder weniger arbeiten können. Bei anderen privaten Versicherungen, die ebenfalls die Arbeitskraft absichern, liegen meistens strengere Kriterien zugrunde, damit die Versicherung die Rente auszahlt.

Zudem gibt es die BU-Rente schon, wenn der Versicherte seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kann. Dafür darf allerdings nicht die sogenannte „abstrakte Verweisung“ vereinbart sein. Das bedeutet konkret, dass ein Maurer, der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt seine BU-Rente in voller Höhe erhält, obwohl er wahrscheinlich noch eine Bürotätigkeit ausüben könnte. Die Erwerbsminderung folgt diesem Prinzip nicht. Sie zahlt erst, wenn gar keine Arbeitsmöglichkeiten mehr bestehen.

Was spricht gegen den Abschluss einer BU-Versicherung?

Es kann verschiedene, individuelle Gründe geben, keine BU-Versicherung abzuschließen. Oft unterschätzen die Menschen das Risiko. Manche haben auch Angst, sich damit auseinanderzusetzen. Es handelt sich für die meisten um ein unangenehmes Thema. Weitere Argumente dagegen sind die hohen Prämienzahlungen oder die strenge Gesundheitsprüfung.

Ist die BU-Versicherung wirklich teuer?

Die Prämien, die für eine BU-Versicherung zu zahlen sind, sind recht hoch, das ist korrekt. Doch wie viel jeden Monat zu zahlen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wie hoch soll später die BU-Rente sein?
  • Welchen Beruf übt der Versicherte aus? Je nach Risikogruppe ist es günstiger oder teurer.
  • Wie alt ist der Versicherte bei Abschluss des Vertrages?
  • Welche Dauer ist bei der Leistungszeit vereinbart?
  • Was ist das Ergebnis der gesundheitlichen Prüfung?

Je nachdem, wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, kann der Beitrag zwischen 50 und 500 Euro pro Monat liegen, manchmal sogar mehr. Ein Dachdecker, der erst mit 45 Jahren seine Berufsunfähigkeit absichern will und eine monatliche Rente von 2000 Euro vereinbart, zahlt naturgemäß einen viel höheren Beitrag als ein 25-jähriger Büroangestellter, der eine Rente von 1000 Euro vereinbart. Tatsächlich kann sich nicht jeder die BU-Versicherung leisten, vor allem dann nicht, wenn die Versicherung den bisherigen Lebensstandard erhalten soll.

Führen bestimmte Risikogruppen zu höheren Beiträgen?

Die Versicherer haben die verschiedenen Berufe kategorisiert und Risikogruppen zugeordnet. Wer beruflich ein höheres Risiko hat, wie Dachdecker, Polizisten oder Schornsteinfeger, zahlt meist einen Aufschlag. Es gibt sogar einige wenige Berufsgruppen, die nicht versicherbar sind, wie Berufssportler, Artisten oder Stuntmen.

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