Darmkrebs ist in Deutschland mit etwa 65.000 Fällen pro Jahr die häufigste Krebsneuerkrankung. Die Erkrankung verursacht über einen langen Zeitraum keinerlei Beschwerden. Deshalb wird Darmkrebs oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert, wenn die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt sind. Mit dem innovativen Behandlungsansatz der Antiangiogenese mit einem VEGF Inhibitor zur Blockade der Gefäßneubildung lassen sich Therapiechancen dieser Patienten oft in Kombination mit der Chemotherapie erhöhen. Hierbei unterbindet der VEGF Inhibitor, ein Protein mit der Wirkung eines Antikörpers, gezielt das Wachstum neuer Gefäße und somit die Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und Nährstoffen. Der Tumor wird regelrecht „ausgehungert“.
Risiko Darmkrebs – Ernährung als eine Ursache
Die Ursachen für die Entwicklung von Darmkrebs sind nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftler kennen aber Faktoren, die das Risiko für diese Erkrankung erhöhen. Die Entwicklung von Darmkrebs wird durch einen hohen Anteil an tierischen Fetten in der Nahrung, einem häufigen Verzehr von rohem Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) und durch ballaststoffarme Kost begünstigt. Aber auch Übergewicht, Bewegungsmangel und regelmäßiger Alkoholkonsum erhöhen das Darmkrebs-Risiko. Aus Darmpolypen oder chronischen Darmentzündungen entwickelt sich ebenfalls häufig ein Tumor. In manchen Familien wird auch eine erhöhte Neigung zu Darmkrebs vererbt. Zudem ist das fortschreitende Alter ein „natürlicher“ Risikofaktor. Am häufigsten wird die Erkrankung bei Menschen zwischen 50 und 80 Jahren diagnostiziert.
Darmkrebsvorsorge: Darmkrebsfrüherkennung fördert Heilungschancen
Wird Darmkrebs im Frühstadium erkannt, sind die Heilungschancen ausgezeichnet. Deshalb sollte jeder die beim Arzt kostenlos angebotenen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen. Ab einem Alter von 50 Jahren übernehmen die Kassen einmal im Jahr die Kosten für einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl (Okkultbluttest) in Verbindung mit einer ärztlichen Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung. Bei Patienten ab 55 Jahren wird alle 10 Jahre eine Darmspiegelung von den Kassen übernommen. Die häufigste Vorstufe von Darmkrebs sind Polypen, die oft unkompliziert gleich bei dieser Untersuchung entfernt werden können.
Operation und Chemotherapie
Bei Darmkrebs ist die erste Behandlungsmaßnahme die Operation, mit dem Ziel, den Tumor zu entfernen. In frühen Stadien ist dies meist möglich und es besteht eine sehr gute Chance auf vollständige Heilung. Bei fortgeschrittener Erkrankung wird ebenfalls operiert. Jetzt kann das Krebsgewebe aber manchmal nicht vollständig entfernt werden und bei vielen Patienten sind bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen vorhanden. Neben der Operation spielt in diesem Stadium die Chemotherapie eine wichtige Rolle. Herkömmliche Krebsmedikamente sind jedoch meist unspezifische Präparate, die sich gegen allgemeine Zellvorgänge wie den Stoffwechsel richten. Dadurch werden bei einer klassischen Chemotherapie auch gesunde Zellen angegriffen, was zu Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen, Haarausfall oder Schleimhautentzündungen führen kann.
Gezielte Antikörpertherapie verschont gesundes Gewebe
In den letzten Jahren wurden neue Medikamente entwickelt, die sich gezielt gegen Krebszellen richten und gesundes Gewebe schonen. Dazu gehören spezielle Antikörper wie der VEGF-Rezeptoren-Inhibitor Bevacizumab, der die Neubildung von Blutgefäßen, die sogenannte Angiogenese hemmt. Der VEGF-Rezeptoren-Inhibitor wird auch zur gezielten Darmkrebstherapie eingesetzt.
Tumorzellen stellen ihre Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff sicher, indem sie einen Botenstoff, den Blutgefäßwachstumsfaktor VEGF (engl. vascular endothelial growth factor) aussenden, der den Organismus veranlasst, neue Blutgefäße in Richtung des Tumors zu bilden. Durch die Bildung neuer Blutgefäße erhält der Tumor zudem auch Zugang zum allgemeinen Blutkreislauf, so dass er mit Nähstoffen versorgt wird, aber auch über den Blutstrom Metastasen in alle Bereiche des Körpers gelangen können. Der Antikörper Bevacizumab verteilt sich im Blut und bindet an die Rezeptoren des Blutgefäß-Wachstumsfaktors. Da die Rezeptoren besonders häufig auf Tumorgewebe sitzt, wird die Bildung neuer Tumor-Blutgefäße verhindert und das Krebsgewebe wird „ausgehungert“.
VEGF-Inhibitor in Kombination mit Chemotherapie
Der VEGF-Inhibitor wird oft in Kombination mit einem klassischen Chemotherapeutikum verabreicht, denn mit seiner antiangiogenetischen Wirkung trägt der Antikörper dazu bei, die Wirkung der Chemotherapie sinnvoll zu ergänzen. Gemessen an tumorfreien Intervallen und an einer verlängerten Lebenszeit läßt sich auch bei fortgeschrittenem Darmkrebs die Lebensqualität der Patienten oft durch die innovativen Therapieansätze verbessern. Da im Frühstadium bei 90% aller Darmkrebspatienten eine Heilung möglich ist, sollte aber jedermann die Möglichkeiten zur regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung nutzen.