Wechseljahre der Frau: Hormonumstellung im Alter
Die Wechseljahre bei Frauen im mittleren Alter sind weithin bekannt, mit fast schon sprichwörtlich gewordenen Symptomen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Scheidentrockenheit und Schlafstörungen. Dabei handelt es sich um eine natürliche Komponente des Alterungsprozesses des Menschen und eine Einrichtung, die biologisch einzigartig ist. Die Hormonproduktion der Frau stellt sich um, Regelblutungen bleiben aus und die Produktion von Eizellen wird gestoppt: Das reproduktive System schaltet in einen Ruhemodus, das heißt, Frauen können ab einem bestimmten Lebensabschnitt nicht mehr schwanger werden und gebären.
Evolutionär gesehen hat es große Vorteile, Forscher sprechen sogar von der “Erfindung der Großmutter”. Anstatt Zeit und Ressourcen in die Aufzucht eigener Nachkommen zu investieren, unterstützen reifere Frauen die Folgegeneration bei deren Kindern. Neben dem Transfer eines reichen Erfahrungsschatzes greifen Großeltern bei Pflege und Erziehung der Enkel deren Eltern auch ganz praktisch unter die Arme. Auf diese Weise hat die Evolution eine einzigartige Möglichkeit geschaffen, um Kultur und Bildung weiterzugeben.
Die Andropause als männliches Gegenstück
Aber diese altersbedingte Hormonumstellung betrifft nicht nur Frauen. Auch Männer haben eine ähnliche Einrichtung, bei der die Produktion von Sexualbotenstoffen im Körper reduziert wird. Mitunter bezeichnet man dies auch als “Andropause”, wobei der Begriff unter Medizinern als echte Diagnose eher umstritten ist. Die Folge sind psychologische Änderungen, Gewichtszunahme, eine Absenkung der Libido und Zeugungsfähigkeit sowie generell eine Abnahme von Leistungsfähigkeit und Antrieb. Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede im Vergleich zum weiblichen Klimakterium: Die Umstellung ist weniger schlagartig und insgesamt weniger deutlich. Während ein Testosteronspiegel von 12 bis 30 nmol/l als Normbereich gilt, rutscht er mitunter unter 8 nmol/l und damit in Konzentrationen, bei denen Mediziner empfehlen, Testosteron-Ergänzungspräparate einzunehmen.
Substitutionstherapie: Bei jüngeren Männern notwendig, bei älteren Männern optional
Es gibt eine Vielzahl von Ursachen, die eine Absenkung des Testosteronspiegels bedingen können. Dazu zählen Veränderungen im Gehirn (unter anderem Tumore), Bestrahlung (zum Beispiel aus therapeutischen Gründen), Unterernährung, Anorexie, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Entzündungen und andere Erkrankungen der Hoden. Neben der Behandlung der primären Ursache kann zur Stabilisierung von Stimmung und Libido auch eine Einnahme von zusätzlichem Testosteron notwendig sein.
Insbesondere bei Männern unter 40 gehört diese Therapie zum Standard, während bei reiferen Männern von Fall zu Fall entschieden wird, inwiefern der Patient von Ergänzungspräparaten profitieren könnte. Einen Testosteron-Mangel diagnostiziert man daher nicht allein anhand von messbaren Konzentrationen, sondern eher mit Hilfe der auftretenden Beschwerden.
Was genau ist Testosteron?
Testosteron wird häufig als männliches Sexualhormon bezeichnet, findet sich aber in niedrigeren Konzentrationen auch bei Frauen. Entscheidend für das Ausbilden geschlechtsspezifischer Eigenschaften ist daher das Verhältnis von weiblichen (Östrogene) und männlichen (Androgene) Hormonen.
Testosteron ist verantwortlich für Wachstum und Entwicklung der Muskeln, der männlichen Geschlechtsorgane und des Skeletts. Außerdem sorgt es für sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Schambehaarung, die männliche Körperform und den Stimmbruch. Darüber hinaus ist es an der Bildung Spermienproduktion beteiligt und steuert Libido und Psyche (insbesondere Aggression und Antrieb). Übrigens ist Testosteron bzw. die Empfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber hohen Testosteronkonzentrationen auch eine der Ursachen für männlichen Haarausfall.
Fazit
Die Andropause wird oft als Gegenstück zur Menopause bezeichnet, verläuft aber weniger deutlich und nicht so schlagartig. Wer im reifen Alter Probleme mit der Libido entwickelt, kann aber dennoch einen Andrologen konsultieren, um sich über eine Substitutionstherapie zu informieren.