Ambulante Beratung hilft nachhaltig bei Alkoholproblemen

Ob sich ein Jugendlicher jedes Wochenende fünf Alcopops zum Feiern gönnt oder eine Hausfrau jeden Abend zwei Gläser Wein zum Entspannen – beides gilt auf Dauer als gesundheitsgefährdender Alkoholkonsum, von dem in der Schweiz jährlich über eine Million Personen betroffen sind. Als ge-sundheitsgefährdend für einen erwachsenen Mann wird ein durchschnittlicher Konsum ab 40 Gramm Alkohol pro Tag bezeichnet, bei einer Frau reichen schon 20 Gramm. Durch den übermässigen Ver-zehr entstehen nebst den negativen Auswirkungen auf die Gesundheit häufig Probleme in der Familie, bei der Arbeit und den Finanzen. Viele ambulante Fachstellen bieten deshalb meist kostenlos profes-sionelle Hilfe für Personen an, die ihren Alkoholkonsum reduzieren oder eine Abstinenz erreichen möchten. Schweizweit nehmen knapp zehntausend Menschen diese Hilfe jährlich in Anspruch. Wie solche ambulanten Beratungen wirken, haben nun Forschende unter der Leitung des Schweizer Insti-tuts für Sucht- und Gesundheitsforschung der Universität Zürich erstmals untersucht.

In der durchgeführten Studie wurden 858 Personen in ambulanter Suchtberatung im zeitlichen Ver-lauf zwischen Behandlungseintritt, Behandlungsaustritt sowie sechs und zwölf Monate nach Austritt per Fragebogen nach deren Alkoholkonsum, Gesundheitszustand und Lebenszufriedenheit befragt. Eine durchschnittliche ambulante Suchtberatung umfasste zehn Einzelgespräche und eine Gruppen-sitzung. Das zwischen Klienten und Berater vereinbarte Alkoholkonsumziel war in etwa gleich häufig «Abstinenz» und «Trinkmengenreduktion».

60 Prozent reduzieren ihren Alkoholkonsum längerfristig
Unter den 564 Klientinnen und Klienten mit problematischem Alkoholkonsum bei Eintritt hatten bei Austritt 45 Prozent einen nicht-problematischen Konsum, sechs Monate nach Austritt waren dies noch 41 Prozent, zwölf Monate nach Austritt 43 Prozent. «Berücksichtigt man die geringe Anzahl der Beratungssitzungen, ist das eine recht hohe Erfolgsquote», erklärt Dr. Severin Haug, Forschungsleiter am Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung.

Ausserdem wurde die ambulante Beratung häufig nach einem stationären Aufenthalt oder einem bereits durchgeführten Entzug in Anspruch genommen, um einen Rückfall zu verhindern. 87 Prozent der 260 Patienten ohne Problemkonsum zu Beginn der ambulanten Behandlung konnten diesen Status bis zum Austritt aufrechterhalten. Sechs und zwölf Monate später waren 80 Prozent noch immer ohne Problemkonsum.
Insgesamt konnte bei 64 Prozent der Behandelten beim Austritt eine Reduktion des Alkoholkonsums erzielt werden. Sechs und 12 Monate später waren dies noch 59 bzw. 62 Prozent. Auch beim Gesundheitszustand und der Lebenszufriedenheit zeigten sich überwiegend positive Entwicklungen. So berichteten sechs und zwölf Monate nach dem Austritt rund doppelt so viele Klienten und Klientinnen über positive als über negative Veränderungen hinsichtlich ihrer Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Diese Besserungen gingen nicht mit einem höheren Konsum anderer Substanzen einher und resultierten in einer geringeren Inanspruchnahme von weiteren Behandlungsangeboten nach dem Austritt aus der Behandlung als beim Eintritt.

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