Die Alzheimer-Erkrankung gilt als Erkrankung des Alters. Aber schon viele Jahre, bevor sich erste Symptome der Alzheimer-Erkrankung im Demenz-Vorstadium als milde kognitiven Beeinträchtigungen bemerkbar machen , beginnen im Gehirn krankhafte Veränderungen.
Umfragen zufolge hat jeder zweite Deutsche Angst vor Alzheimer.1,2 Noch fehlt eine ursächliche Therapie, aber man kann sein Erkrankungsrisiko senken. Wie das geht, zeigt jetzt der Anti-Demenz-Plan*, ein von Alzheimer-Experten aus Forschung, Klinik und Praxis verfasstes Positionspapier. Der Ansatz: Inzwischen seien zahlreiche, beeinflussbare Risikofaktoren wissenschaftlich erwiesen, so die Autoren. Würde frühzeitig und konsequent etwas gegen sie getan, ließe sich eine Alzheimer-Erkrankung verschieben. „Viele zukünftige Patienten würden ihre Erkrankung gar nicht mehr erleben, wenn es gelingt, den Beginn von Alzheimer um nur fünf Jahre zu verzögern“, beschreibt Prof. Dr. Agnes Flöel, Berlin, das Ziel der im Anti-Demenz-Plan empfohlenen Maßnahmen.
Zu den wichtigsten, beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz zählen Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Übergewicht im mittleren Lebensalter, Depression, körperliche und geistige Inaktivität sowie Rauchen. „Würden diese Faktoren um 10 bis 25 Prozent reduziert, könnten weltweit schätzungsweise ein bis drei Millionen Alzheimer-Fälle verhindert werden“, sagt Flöel.
Hausarzt erste Anlaufstelle bei Gedächtnisstörungen
Wer sich zum Beispiel Sorgen darüber mache, Dinge häufiger zu vergessen oder zu verlegen, sollte sich vom Hausarzt frühzeitig beraten lassen. „Hausärzte kennen die Risikofaktoren ihrer Patienten und sollten sie auch aktiv auf ein mögliches Nachlassen der geistigen Fähigkeiten ansprechen“, rät Bernd Zimmer, Allgemeinmediziner aus Wuppertal. „Und zwar spätestens ab 55 Jahren, etwa während der zweijährlichen Gesundheitsuntersuchung Check-up 35.“ Mit zwei einfachen Fragen ließen sich Risikopatienten erkennen: „Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Gedächtnis schlechter geworden ist? Falls ja, macht es Ihnen Sorgen?“ Zweimal „Ja“ weise auf sogenannte subjektive Gedächtnisstörungen (SMI, subjective memory impairment) und ein erhöhtes Risiko für spätere Demenz hin.3 Der Hausarzt könne eine erste Diagnose stellen und Tipps geben, wie sich das Risiko senken lässt. „Vor allem geht es dabei um Ernährung, Bewegung sowie geistige und soziale Aktivität“, sagt Zimmer.
Ergänzend könnten medikamentöse Optionen mit den Patienten besprochen werden, so Dr. Martin Haupt, Düsseldorf: „Eine Langzeitstudie mit fast 4.000 Teilnehmern ergab jüngst, dass sich nach 20 Jahren die geistige Leistungsfähigkeit bei Anwendern des Ginkgo-Spezialextrakts EGb 761® weniger verschlechtert hatte als bei Personen, die kein Präparat für das Gedächtnis einnahmen.“ In einer anderen Studie gab es zumindest bei den Teilnehmern, die den Spezialextrakt wenigsten vier Jahre eingenommen hatten (Tagesdosis 240 mg), fast eine Halbierung der Alzheimer-Fälle.4,5
Anti-Demenz-Plan: Risikofaktoren aktiv beeinflussen
Die vom Anti-Demenz-Plan empfohlenen Maßnahmen, um Risikofaktoren aktiv zu beeinflussen, lassen sich ohne großen Aufwand umsetzen. Sie haben einen generellen gesundheitlichen Nutzen, da sie zum Beispiel auch das Risiko für große Volkskrankheiten (wie Herzinfarkt, Schlaganfall) senken. „Die Aussicht, das eigene Demenz-Risiko zu beeinflussen, ist ein großer zusätzlicher Motivationsschub für Lebensstilveränderungen“, hofft Zimmer.
Was der Anti-Demenz-Plan rät: „Körperliche Bewegung und auch geistig aktiv bleiben“, fasst Zimmer zusammen, „soziale Kontakte pflegen sowie gesund leben und ernähren.“ Also auf das Rauchen verzichten und Übergewicht vermeiden. Bei Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Depression oder chronischer Niereninsuffizienz gelte: Patienten sollten vom Arzt optimal eingestellt werden und die Therapie konsequent einhalten. Andernfalls bestehe zusätzlich ein erhöhtes Risiko, dass eine Demenzsymptomatik früher einträte.
Quellen:
- GfK-Umfrage für den Senioren Ratgeber, siehe Senioren Ratgeber, 18. September 2012
- Forsa-Umfrage für die Deutsche Angestellten Krankenkasse DAK, siehe Pressemeldung der DAK: Jeder zweite Deutsche hat Angst vor Alzheimer”, 12. Mai 2011
- Jessen F et al., Alzheimers Dement 2013, pii: S1552-5260(12)02578-2. doi: 10.1016/j. jalz.2012.09.017. [Epub ahead of print]
- Amieva H et al., PLoS One 2013; 8(1):e52755. doi: 10.1371/journal.pone.0052755
- Vellas B et al., Lancet Neurol 2012, 11: 851-859
Weitere Informationen:
Institut für gesundes Altern (IGESA)
Taubenweg 3
51674 Wiehl