Sehverschlechterung im Alter – Altersbedingte Makuladegeneration als mögliche Ursache

Der demographische Wandel führt im nächsten Jahrzehnt zu einem dramatischen Anstieg altersabhängiger Augenerkrankungen mit Erblindungsrisiko. Dazu  gehören die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Diabetes, Glaukom, Gefäßverschlüsse. Die Erblindung stellt per Definition die schwerste Form der Sehbehinderung dar. lm sozialmedizinischen und juristischen Sinn wird erst dann von Blindheit gesprochen, wenn ein Mensch selbst mit optimaler Brillenkorrektur maximal 1/50 oder 0.02% sehen kann. Entsprechend können andere Störungen wie starke Einschränkungen des Gesichtsfelds diesem Zustand gleichkommen. Epidemiologische Studien belegen allerdings, dass Patienten bereits durch eine beginnende oder leichte Sehbehinderung (Visus 0,3-0,8) ganz erheblich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sind.

Reduziertes Kontrastsehen bei der Makuladegeneration kann zu Gangunsicherheit – Schnittverletzungen – Hüftfrakturen führen
Am Beispiel der neovaskulären Makuladegeneration wird die Relevanz besonders deutlich. Die altersbedingte Makuladegeneration bewirkt ein reduziertes Kontrastsehen. Daraus folgt nicht nur eine erhöhte Gangunsicherheit sondern auch, dass ältere Personen in ihren Alltagskompetenzen, wie der Nutzung von Verkehrsmitteln aber auch beim Putzen der Wohnung, etc. eingeschränkt sind. Selbstbestimmtes und selbständiges Leben bei der Korrespondenz, dem Lesen und sozialen lnteraktion sind so ebenfalls unmittelbar gefährdet, betont Professor Focke Ziemssen, Tübingen.

Es wurde nachgewiesen, dass auch das Sturz- und Verletzungsrisiko (Schnittverletzungen, Hüftfrakturen) als unmittelbare Folge der Sehverschlechterung erhöht sind. Eine Sehverschlechterung kann außerdem eine Verlangsamung der kognitiven Fähigkeiten bewirken, während gutes Sehen dagegen durch perzeptive Stimuli positive Auswirkungen auf eine eventuelle Demenz-Entwicklung hat.

Folgen der Makuladegeneration: Verlust sozialer Kompetenzen
Konsequenzen können ein Rückzug aus sozialen Kreisen, die Vernachlässigung der verbliebenen Handlungsmöglichkeiten, die Erschwerung von Rehabilitationsmöglichkeiten und der effizienten Hilfsmittelnutzung, aber auch Depression und erhöhtes Suizidrisiko sein. Nach Ziemssen ist eine Erblindung mit einem Visus unter 0,05 durch die subjektive Einbuße an Lebensqualität einem schweren Schlaganfall mit Bettlägerigkeit vergleichbar. lnsgesamt tragen Stürze, Depression und Demenzentwicklung zu einer erhöhten Mortalität bei. Sogar eine geringe Visusminderung kann das Sterblichkeitsrisiko um mehr als das Doppelte erhöhen.

Trockene und Feuchte Altersbedingte Makuladegeneration – der Unterschied
Man unterscheidet die trockene (nicht exsudative) und die feuchte (exsudative) Form der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Bei der feuchten AMD kann es durch Einblutung und Vernarbung des Makulagewebes zur irreversiblen Verminderung der Sehkraft kommen. Blinde Flecken im zentralen Gesichtsfeld sind die Folge, unbehandelt kann das bis zur Erblindung führen. ln den USA und Europa ist die feuchte AMD die häufigste Ursache einer Erblindung von Menschen über 65.

Hohes Erblindungsrisiko bei AMD
Das Erblindungsrisiko bei der AMD hoch. Die lnzidenzrate einer schweren Sehbehinderung bzw. Erblindung beträgt zirka 50 Prozent (5,56 Personen pro 100.000 Personenjahre), gefolgt vom Glaukom mit 15 Prozent (1 ,65 pro 100.000 Personenjahre), und diabetischen Augenerkrankungen mit 10 Prozent (1,16 pro’100.000 Personenjahre). Durch den demographischen Wandel steigt die Anzahl altersabhängiger Augenerkrankungen mit Erblindungsrisiko an. lm Jahr 2030 wird für Deutschland eine durch AMD bedingte Erblindungsinzidenzrate von 9,5 pro 100.000 Personenjahre prognostizieft (1).

Behandlung der Altersbedingten Makuladegeneration verbessert Lebensqualität
Durch nachhaltige Therapeutika zur Behandlung der AMD, des diabetischen Makulaödems und des Makulaödem aufgrund eines Verschlusses der zentralen Netzhautvene besteht die Chance, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Effektive Therapeutika können dazu beitragen, die visuellen Parameter entscheidend zu stabilisieren. Aktuelle Daten belegen, dass bereits eine Therapie des schlechteren Auges die Lebensqualität stark verbessern kann. Daher ist die Erkennung von Frühstadien und weitere Optimierung des langfristigen Therapiespektrums eine wichtige Herausforderung für die nächsten Jahre.

VEGF Trap-Eye – ein spezifischer hochwirksamer Hemmstoff gegen endotheliale Wachstumsfaktoren
VEGF Trap-Eye ist ein lösliches Fusionsprotein aus Bestandteilen der VEGF-Rezeptoren 1 und 2 basierend auf humanen Aminosäurensequenzen. Es bindet an sämtliche Formen des VEGF-A sowie zusätzlich auch an den verwandten Placental Growth Factor (PIGF). VEGF Trap-Eye ist ein spezifischer, hochwirksamer Hemmstoff für diese Wachstumsfaktoren. Die Substanz ist speziell aufgereinigt und enthält iso-osmotische Puffer-Konzentrationen, die für die lnjektion in das Auge geeignet sind.

Der neue Wirkstoff VEGF Trap-Eye (Vascular Endothelial Growth Factor) kann bei Patienten mit neovaskulärer (feuchter) altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) einen moderaten bis schweren Sehverlust verhindern. Die klinischen Phase-lll-Studien VIEW-1 und VIEW-2 mit dem bereits in den USA für diese lndikation zugelassenen Medikament VEGF Trap-EYE in der Dosierung 2 mg (EYLEATM) zeigten nach einem Jahr Behandlung bei zirka einem Drittel der Studienteilnehmer eine Visusverbesserung von 15 oder mehr Buchstaben und zwar bei einer Behandlung alle 2 Monate (nach einer Aufsättigungsphase mit 3 monatlichen lnjektionen).

VIEW-1 Studie und VIEW-2 Studie untersuchen Veränderungen der Sehschärfe
Wie Professor Antonia Joussen, Berlin, auf einem Presse-Roundtable ausführte, erhielten die 2.475 Patienten in den beiden internationalen, multizentrischen, aktiv kontrollierten und doppelmaskierten Studien VIEW-1 und VIEW-2 (VEGF Trap-Eye: lnvestigation of Efficacy and Safety in Wet AMD) VEGF Trap-Eye in verschiedenen Dosierungen. Dies waren eine Gruppe mit monatlichen intravitrealen lnjektionen mit 0,5 mg und eine Gruppe mit zweimonatlichen intravitrealen Behandlungen mit 2 mg VEGF Trap Eye. Verglichen wurden diese Behandlungen mit einer Gruppe von Patienten, die Ranibizumab 0,5 mg alle vier Wochen erhielten. Alle Gruppen erhielten zuvor eine Loading dose von 3 monatlichen Injektionen mit der entsprechenden Dosierung. Primärer Endpunkt war der Erhalt der Sehschärfe, sekundärer Endpunkt u.a. die mittlere Veränderung der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) nach einem Jahr.

Achtwöchentliche AMD-Therapie im Vergleich zu einer monatlichen AMD-Behandlung
lm Ergebnis waren beim Erhalt der Sehschärfe alle Dosierungsschemata von VEGF Trap- Eye der Behandlung mit Ranibizumab gleichwertig bzw. nicht unterlegen. Ein moderater bis schwerer Sehverlust wurde bei 94,4 Prozent in den Ranibizumab-Gruppen und bei 95,3 bis 96,1 Prozent in den VEGF Trap-Eye-Gruppen in beiden Studien verhindert. Laut Joussen zeigte VEGF Trap-Eye in der jetzt in den USA zugelassenen Dosierung von 2 mg alle acht Wochen nach dreimaliger Initialbehandlung alle vier Wochen positive und einheitliche Ergebnisse über alle Endpunkte. Die achtwöchentliche Therapie erzielte eine ähnliche Wirksamkeit wie monatlich verabreichtes Ranibizumab. Dies traf auch für diejenigen Patienten zu, bei denen unter der Therapie eine Visusverbesserung von 15 oder mehr Buchstaben beobachtet wurde. Der Anteil betrug unter VEGF Trap-Eye 29,8 bis 33,4 Prozent und unter Ranibizumab 32,4 Prozent nach einem Jahr.

Für alle der vier Behandlungsgruppen in beiden Studien ergab sich eine vergleichbare Häufigkeit von Berichten zu unerwünschten Ereignissen am Auge. Davon waren die häufigsten typisch für Folgen der lnjektionen in den Glaskörper bzut. der zugrunde- liegenden Erkrankung oder für die untersuchte Altersklasse. Die häufigsten dieser unerwünschten Ereignisse am Auge waren Bindehautblutung, Makuladegeneration, Augenschmerzen, Netzhautblutung und Mouches volantes (das Sehen von schwarzen Punkten).

Quelle

  1. Finger RP et al., lnvest Ophthalmol20ll; 52: 4381-4389
  2. Presse-Round-Table: Neues aus der Ophthalmologie
    Veranstalter: Bayer HealthCare Deutschland, Leverkusen
    Berlin, 17. November 2011
  • Erkrankungen des Auges mit Erblindungsrisiko
    Professor Dr. med. Focke Ziemssen
    Oberarzt Universitäts-Augenklinik, Tübingen
  • VEGF Trap Eye: Status der klinischen Entwicklung
    Professor Dr. med. Antonia Joussen
    Direktorin der Augenkliniken Charite Universitätsmedizin, Berlin
  • VEGF Trap Eye’s Weg durch die neue deutsche 4. Hürde
    Jens Lipinski
    Market Access Bayer HealthCare Deutschland, Leverkusen
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