Alte Obstsorten – Schatzkammer für Gegenwart und Zukunft

Ananasrenette, Berliner Schafsnase oder Pommerscher Krummstiel – das sind nur drei der wohlklingenden Namen von weit mehr als 1.000 alter Apfelsorten in Deutschland. Sie gilt es zu erhalten, da ihr Erbgut die Schatzkammer ist, die für die Züchtung neuer Sorten benötigt wird. Züchter können sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, denn „die Neuen“ müssen mit veränderte Umweltbedingungen klarkommen und sollen wenig anfällig für Krankheiten sein, um Pflanzenschutzmittel einsparen zu können.

Zu dem mit 160 Teilnehmern gut besuchten Kongress am 22. und 23. September 2015 in Dresden hatten das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Julius Kühn Institut (JKI) eingeladen. „Der intensive Austausch hat neue Ideen und Perspektiven für die weitere Arbeit aufgezeigt“, freut sich Frau Prof. Dr. Viola Hanke, Leiterin des JKI-Fachinstituts für Züchtungsforschung an Obst in Dresden-Pillnitz. Ministerialrat Dr. Ingo Braune (BMEL) resümierte, dass es unerlässlich sei, die Aktivitäten und Konzepte der vielen Akteure aus staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen sowie von Privatpersonen zu bündeln. Der Erhalt und die Dokumentation der obstgenetischen Vielfalt in Deutschland seien für heutige und zukünftige Generationen von unschätzbarem Wert. Es bedürfe allerdings weiterer Anstrengungen und Engagements, die Sortenvielfalt zu dokumentieren oder die Echtheit der Sorten durch Pomologen und moderne Methoden der Molekulargenetik zu belegen.

Zum Thema „Erhaltung alter Obstsorten im deutschsprachigen Raum“ stellten die unterschiedlichen Trägereinrichtungen vielfältige Möglichkeiten zur Erhaltung der alten Sorten vor. Eine Exkursion führte in das JKI-Institut in Dresden-Pillnitz. Dort informierten sich die Teilnehmer zum Stand der Forschung und besuchten die dortige Obstgenbank sowie die Züchtungsquartiere von Apfel, Kirsche und Himbeere. Kulinarisch interessant wurde es beim Thema „Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für alte Obstsorten“. Verschiedene Produkte wurden überzeugend präsentiert und später beim Abendempfang angeboten. So Säfte aus Streuobstsorten historischer Apfel- und Birnensorten oder edle Destillate und Liköre aus fast vergessenen Obstsorten.

Drei Workshops thematisierten die schwierige Bestimmung der alten Obstsorten, das so genannte Inverkehrbringen (den Handel) von Pflanzgut alter Obstsorten und behandelten die Netzwerke der Deutschen Genbank Obst.

Weitere Infos:
Die Beiträge des Kongresses werden in Kürze auf der Website des JKI (www.jki.bund.de) abrufbar sein. Eine Publikation mit den Beiträgen der Veranstaltung ist in Vorbereitung.

Die Fachtagung fand an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden statt.

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Das JKI – Lebensgrundlagen für morgen sichern:
Das Julius Kühn-Institut (JKI) vereint unter seinem Dach 16 Fachinstitute an zehn Standorten in Deutschland. Hauptsitz ist Quedlinburg. Weitere Standorte sind Braunschweig, Berlin, Kleinmachnow, Dresden, Darmstadt, Dossenheim, Münster, Siebeldingen sowie Groß Lüsewitz. Das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen ist eines von vier Forschungsinstituten des BMEL.

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