Deutsche Diabetes Gesellschaft vergibt Medienpreise 2017

„Die Sichtung der Beiträge für die DDG Medienpreise hat eines gezeigt: Es wird viel und differenziert über die Erkrankung Diabetes mellitus berichtet. Die vielen sehr guten Beiträge haben es der Jury nicht leichtgemacht, die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner zu ermitteln“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, DDG Vizepräsident und Vorsitzender der fünfköpfigen Jury der DDG Medienpreise 2017.

Digitalisierung in der Medizin ist ein brandaktuelles Thema. Welche Möglichkeiten sie in der Diabetestherapie bietet, zeigt die Hörfunkreportage „Start der bundesweit ersten Online-Ambulanz für diabeteskranke Kinder“ von Astrid Wulf auf ausgezeichnete Weise. In dem am 5. Juli 2017 in der Sendung „Länderreport“ auf Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlten Beitrag zeigt Wulf kurz, präzise und nachvollziehbar, was die Übermittlung und Bearbeitung elektronisch erfasster Blutzuckermessdaten in einer pädiatrischen Diabetesambulanz leisten kann. „Sehr schön wird zudem deutlich, wie persönlich und intensiv die Beziehung Arzt-Patient-Eltern sich auch im digitalen Zeitalter gestalten lässt. Durch die akustisch einfühlsam vermittelte Familien-Situation werden die Hörer sofort eingebunden in den Alltag einer Familie, die mit einer nicht ganz alltäglichen Herausforderung – der Diabetes-Typ-1-Erkrankung ihrer Kinder – zurechtkommen muss“, fasst der DDG Mediensprecher die Jury-Entscheidung zusammen.

„Weg von der Spritze“ lautet der Titel eines stern-Artikels des Autoren-Duos Dr. Bernhard Albrecht und Nicole Heißmann, der am 3. November 2016 erschienen ist. Der Beitrag erklärt die Ursachen für Diabetes, stellt die Folgen der Stoffwechselerkrankung dar und thematisiert dann mutmaßliche Hintergründe der in Deutschland ausgeprägten Verschreibungspraxis von Insulin. „Der Artikel motiviert insulinpflichtige Patienten, den ‚Ausstieg‘ zu versuchen und mithilfe von Lebensstiländerungen Blutzuckerwerte zu erreichen, die einen Verzicht auf das Insulinspritzen möglich machen“, betont Gallwitz.
Der Preis in der Kategorie Print wurde in diesem Jahr geteilt, da ein zweiter Beitrag von der Jury ebenfalls als preiswürdig eingestuft wurde: Beate Wagner schildert in ihrem FOCUS DIABETES-Artikel (veröffentlicht 3/2016) mit dem Titel „Walken für die Wissenschaft“ wie unterschiedlich der Typ-2-Diabetes ist. „Deutlich wird in dem sehr gut geschriebenen und gut bebilderten Beitrag, wie wichtig ‚maßgeschneiderte Präventions- und Therapiestrategien‘ sind und warum dafür die individuelle Charakterisierung der Risiko-Gene und des Stoffwechsels von Bedeutung sind“, sagt Gallwitz. An einem sehr persönlichen Beispiel werde deutlich, dass wissenschaftliche Forschung auch im Hinblick auf die klinische Betreuung notwendig ist.

Dass eine Verbindung besteht zwischen Ernährung und Diabetes, steht außer Zweifel. Hochkalorische Nahrungsmittel, viel Zucker und Fett, eine Umwelt mit konstanten Ess-Verlockungen und eine „moderne Lebensweise“ (viel Sitzen, wenig Bewegung) – das ist ein Ursachenbündel für Übergewicht und in der Folge auch für Diabetes. Wer dabei vorschnell die „Schuld“ den Betroffenen zuschreiben will, wird durch die Fernsehdokumentation „Die süße Verführung der Zuckerlobby“ (Bayerischer Rundfunk, gesendet am 14. Dezember 2016) eine neue Sichtweise gewinnen. „Dem Autorentrio Marianne Falck, Almut Gronauer und Hendrik Loven gelingt es, das multifaktorielle Ursachengeflecht des Adipositas-Problems deutlich zu machen“, so die Jury. Mithilfe sympathischer Protagonisten entlaste der Film die Betroffenen, indem er klar darstellt, dass sie nicht selbst schuld, sondern zum größten Teil Opfer sind. Die Strategien der Lebensmittelindustrie sind ausgeklügelt, die Lobbyarbeit der Zuckerindustrie ist intensiv und wirksam.
Der Film zeigt auch konkrete Wege auf, um die Adipositas/Diabetes-Welle nicht noch größer werden zu lassen: Mehr Aufklärung der Bevölkerung, eine steuerliche Begünstigung gesunder und höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel (Zucker-Fett-Steuer), Ampelkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen, mehr unabhängige Forschung und ein kritischer Umgang mit Lobbyismus.

Wer selbst von einer Erkrankung betroffen ist, kann auf ganz besondere Weise darüber berichten, wie mit dem Schock der Diagnose umgegangen werden kann und wie man im Alltag den Herausforderungen der Therapie begegnet. „Man muss aber den genauen Ton treffen“, sagt Gallwitz. „Dem 16-jährigen Bastian Niemeier ist etwas ganz Besonderes gelungen: Er beschreibt klar und unaufgeregt, was bei ihm die Diagnose Diabetes Typ 1 ausgelöst hat, wie die Erkrankung in seinen Alltag eingedrungen ist und wie er ganz pragmatisch und mit Verve die Herausforderungen des Diabetes annimmt.“ Die Jury hat dabei überzeugt, wie der Protagonist zeigt, dass er trotz der eigenen Betroffenheit und einer ersten Niedergeschlagenheit nach der Diagnose Kraft zum Weitermachen und Glücklichsein fand. Seine Botschaft: „Diabetes ist nicht der Weltuntergang.“

Die Beiträge und Links finden sich auf der Webseite der DDG.

Die DDG Medienpreise werden auch 2018 ausgeschrieben werden. Nähere Informationen werden im Dezember auf der Webseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft bekannt gegeben.

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Kurzbiographien der Preisträger der DDG Medienpreise 2017:

KATEGORIE HÖRFUNK:
Astrid Wulf, geboren 1981, studierte nach einem Hörfunk-Volontariat in Hamburg an der Fernuniversität Hagen Politik- und Verwaltungswissenschaften. Sie arbeitet seit 2011 als Hörfunkjournalistin und Autorin u.a. beim NDR, Deutschlandfunk und WDR.

KATEGORIE FERNSEHEN:
Marianne Falck, ist freie Journalistin, Filmemacherin und Autorin u.a. für ARD, BR, MDR, Süddeutsche Zeitung und FAZ. Sie studierte Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaften und Soziologie in Aachen und Nijmegen (Niederlande). 2010 führte sie eine filmberufliche Weiterbildung nach Los Angeles (USA).

Almut Gronauer, geboren 1972, machte eine Ausbildung zur Rundfunk- und Fernsehjournalistin, nachdem sie Geschichte, Philosophie und Völkerrecht in Heidelberg und Berlin studierte. Seit 2003 arbeitet sie als feste freie Fernsehautorin und Regisseurin beim BR.

Hendrik Loven, geboren 1980, arbeitet seit 2007 für den BR und die ARD. Er volontierte beim BR, berichtete dann als Hörfunk- und Fernsehreporter, war mehrere Jahre lang Redakteur beim ARD Politmagazin Report München und ist seit diesem Jahr in der neuen trimedialen Chefredaktion des BRs tätig. Er studierte Politologie, Geschichte und Spanisch in Augsburg und Cadíz (Spanien).

KATEGORIE PRINT:
Dr. Bernhard Albrecht studierte Medizin in Bochum, Uppsala, Barcelona und Straßburg. Er arbeitete als Arzt in der Neurologie und Psychiatrie und absolvierte dann die Evangelische Journalistenschule Berlin. Danach arbeitete er zunächst als Fernsehautor und Chef vom Dienst u.a. für Pro7 (Wissensmagazin Galileo), WDR und ARTE, später auch für Printmedien wie Der Spiegel und GEO. Seit 2013 ist er Wissenschaftsreporter beim stern.

Nicole Heißmann, geboren 1975, ist Wissenschaftsredakteurin beim stern. Als Umweltwissenschaftlerin befasst sie sich seit 15 Jahren mit Themen aus Biologie, Medizin und Ernährung. Sie ist Absolventin der Henri-Nannen-Journalistenschule und veröffentlichte 2012 mit Dr. Christian Weymayr das Buch „Die Homöopathie-Lüge“.

Beate Wagner, geboren 1970, studierte Ärztin, arbeitete u. a. als Pressereferentin bei „Ärzte ohne Grenzen“. Seit mehr als zehn Jahren ist sie freie Medizin- und Wissenschaftsjournalistin und schreibt für Magazine, Stiftungen, Institute und Ministerien über Medizin und Gesundheit.

SONDERPREIS:
Bastian Niemeier, geboren 2001, ist Schüler am Ravensberger Gymnasium in Herford. Er hat seit drei Jahren Diabetes Typ 1 und seine Erfahrungen mit der Erkrankung in zwei auf Youtube abrufbaren Kurzfilmen filmisch aufbereitet und umgesetzt. Nach der Schule möchte er sein Hobby, das Filmemachen, zu seinem Beruf machen.

Mitglieder der Jury:

• Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Stellvertretender Direktor Medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen, Vizepräsident und Mediensprecher der DDG
• Vera Cordes, freie Medizinjournalistin und Moderatorin des Gesundheitsmagazins Visite, NDR Fernsehen
• Dr. Martina Lenzen-Schulte, freie Journalistin u.a. für die FAZ und Ärzteblatt
• Volker Niehaus, Chefredakteur FOCUS-DIABETES und FOCUS-GESUNDHEIT
• Volkart Wildermuth, freier Hörfunkjournalist u.a. für den Deutschlandfunk

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Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit über 9000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft in Deutschland. Sie unterstutzt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

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Kontakt für Journalisten:
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Pressestelle
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-380, Fax: 0711 8931-167

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20

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