Blutschnelltest für Malaria

Siemens arbeitet an einem Verfahren, um Blutproben routinemäßig auf Malaria zu testen. Normalerweise diagnostizieren Ärzte die Tropenkrankheit, indem sie unter dem Mikroskop die Parasiten im Blut identifizieren. Häufig jedoch wird in Ländern mit hoher Verbreitung fast jedes Fieber mit Malariamitteln behandelt – ohne zu wissen, ob es sich wirklich um die Krankheit handelt. Umgekehrt bringen Ärzte in Ländern mit geringem Malariarisiko die Symptome oft nicht mit dem Tropenfieber in Verbindung und erkennen die Krankheit zu spät. Wissenschaftler der globalen Siemens-Forschung Corporate Technology haben nun eine Methode gefunden, die aus den Messwerten eines Standard-Bluttests eine Indikation auf Malaria herausliest. Dies berichtet das Siemens-Forschungsmagazin Pictures of the Future. Ziel ist, das Auswerteverfahren in das Siemens-Hämatologie-System ADVIA 2010, das weltweit in vielen Krankenhäusern verwendet wird, zu implementieren.

Malaria ist eine der schlimmsten Tropenkrankheiten überhaupt. Im Jahr 2012 zählte die Weltgesundheitsorganisation rund 200 Millionen Erkrankungen und mehr als 600.000 Todesfälle. Ein Problem sind die unspezifischen Symptome. Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost können viele Ursachen haben. Außerdem brauchen Laboranten viel Erfahrung, um unter dem Mikroskop zweifelsfrei Malariaparasiten im Blut zu erkennen. Experten geben an, dass weltweit nur etwa ein Zehntel aller Fälle diagnostiziert wird. Besser wäre es, die Infektion aus dem Blutbild herauslesen zu können. Dazu fehlt ein klarer Indikator: Malaria verändert zwar bestimmte Blutwerte wie etwa die Zahl der Blutplättchen, aber das trifft auch auf andere Krankheiten zu.

Die Idee war nun, Malaria anhand einer charakteristischen Kombination mehrerer Blutwerte zu erkennen. Zusammen mit Kollegen von Siemens Healthcare analysierten die Forscher von Corporate Technology anonymisierte Blutanalysedaten von gesunden Menschen und von Malariapatienten. Sie wählten aus den hunderten Messwerten des ADVIA-Systems zunächst diejenigen Parameter aus, die potentiell mit Malaria in Verbindung stehen konnten. Dann suchten sie mithilfe statistischer Methoden nach charakteristischen Messwertemustern in den Blutproben der Malariapatienten. Das Ergebnis ist eine Formel, um in Blutanalysedaten nach diesem Malaria-Muster zu suchen.

Die Methode lässt sich für verschiedene Fragestellungen anpassen. Manchmal ist es wichtig, schon bei geringstem Parasitenbefall eine Malariaindikation festzustellen, also sehr empfindlich zu messen. In anderen Situationen möchte der Arzt möglichst hohe Gewissheit, also ein möglichst geringes Fehlalarm-Risko. Für beide Fälle – Sensitivität sowie Spezifizität – liefert die Malaria-Vorher­sage-Formel sehr gute Werte.

Grundlage der Formel sind Blutwerte für die am häufigsten auftretende Form der Malaria. Zurzeit entwickeln die Forscher ihre Methode weiter, um zwischen den sieben verschiedenen Malariaarten unterscheiden zu können und um zu prüfen, wie gut ihr Verfahren für die unterschiedlichen Krankheitsformen ist. Außerdem analysieren sie weitere Blutdatensätze aus verschiedenen Regionen weltweit, um das Verfahren noch robuster zu machen

Pressebild: http://www.siemens.com/press/de/pressebilder/innovationnews/2014/in20140705-01.htm

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