Das dunkle Erbe der Euthanasie

Filmvorführung mit Kurzvorträgen und Diskussion „Dark Years: The Legacy of Euthanasia“
Dienstag, 27. November 2018, 17.30 bis 20.30 Uhr
Puschkino, Kardinal-Albrecht-Straße 6, 06108 Halle (Saale)

Julius Hallervorden, seit 1960 Mitglied der Leopoldina, nutzte für seine Arbeiten am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung die Gehirne mehrerer hundert geistig behinderter oder psychisch kranker Menschen, die während des Euthanasie-Programms des Dritten Reiches ermordet wurden. Bis in die 1980er Jahre wurden die Hirnschnitte in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Nachfolgeinstitution der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, weitgehend unbeachtet aufbewahrt. Erst 1985 setzte eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Verantwortung ein, die bis heute anhält. Dabei geht es auch um den Umgang mit den Präparaten, die teils beigesetzt, teils jedoch zerstört wurden. Noch immer sind Hirnschnitte aus der Zeit des Nationalsozialismus im Archiv des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München vorhanden.

Im Anschluss an die Filmvorführung referiert Prof. Dr. Heinz Wässle, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung und Leopoldina-Mitglied, über die Ermordung von psychisch Kranken in der NS-Zeit und den Missbrauch der Opfer in wissenschaftlichen Versuchen. Die Aufarbeitung der Geschichte der Forschungsopfer wird von Prof. Dr. Paul J. Weindling, Leiter der Projektgruppe zur Erforschung der Hirnschnitte und Mitglied der Leopoldina, dargelegt. Der Film ist in englischer Sprache, die Vorträge werden auf Deutsch gehalten.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Verbundprojekts „Hirnforschung an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kontext nationalsozialistischer Unrechtstaten“ am Leopoldina-Studienzentrum statt. Beteiligt sind die Medizinische Universität Wien, die Technische Universität München und die Oxford Brookes University. Das Projekt wird von der Max-Planck-Gesellschaft gefördert.

Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

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